Seit mehreren Jahren engagiert sich IOM Schweiz bei Aktivitäten und bei der Zusammenarbeit rund um die Prävention von Menschenhandel:

Aktivitäten im Rahmen des Europäischen Tages gegen Menschenhandel (18.Oktober)

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Die Prävention ist ein integraler Bestandteil der nationalen Strategie bezüglich der Bekämpfung von Menschenhandel in der Schweiz. Da Menschenhandel oft im Verborgenen und im privaten Raum vorkommt, ist er für die Öffentlichkeit kaum sicht- und erkennbar, insbesondere da die Existenz dieses Verbrechens in der Schweiz auf den ersten Blick nicht vermutet wird. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass die Öffentlichkeit darüber informiert und ihr ins Bewusstsein gerufen wird, dass Menschenhandel auch in der Schweiz vorkommt. So kann eine raschere Identifikation der Opfer von Menschenhandel stattfinden und deren Zugang zu spezialisierten Hilfeleistungen gewährleistet werden.

Seit dem Jahr 2012 trägt IOM Schweiz im Rahmen des Europäischen Tages gegen Menschenhandel vom 18. Oktober zur Sensibilisierung der Bevölkerung in der Schweiz bei. Es wurden abwechselnd Aktionstage und -wochen organisiert, um auf den Europäischen Tag gegen Menschenhandel hinzuweisen.

Die verschiedenen von IOM Schweiz koordinierten Aktivitäten zur Prävention finden sich auf der Schweizer Internetplattform www.18oktober.ch. Besuchen Sie diese Internetseite um weitere Informationen zu vergangenen und zukünftigen Aktivitäten erhalten!

Videokampagne (2024): Menschenhandel für Arbeitsausbeutung

Für den 18. Oktober 2024 wurde ein kurzes Video produziert, das auf Ausbeutungssituationen in Nagelstudios aufmerksam macht. Der Clip wird schweizweit auf den Bildschirmen der öffentlichen Verkehrsmittel gezeigt und macht darauf aufmerksam, dass auch in Nagelstudios in der Schweiz Ausbeutungssituationen und Menschenhandel vorkommen.

Für mehr Informationen: https://switzerland.iom.int/de/18-oktober

Fünfte Aktionswoche (2021): Menschenhandel zwecks Arbeitsausbeutung

Die fünfte Ausgabe der Aktionswochen legte einen besonderen Fokus auf dem Menschenhandel zwecks Arbeitsausbeutung. Während des gesamten Oktobers wurden in acht Kantonen und virtuell von staatlichen Stellen und Partnerorganisationen 24 Veranstaltungen organisiert, darunter Konferenzen, Vorträge, Filmvorführungen, Expert*innenenrunden, Webinare, Podcasts und Strassenaktionen. Insgesamt nahmen rund 1’077 Personen online oder vor Ort direkt an den Aktionen teil. Darüber hinaus wurde eine noch viel grössere Zahl – schätzungsweise rund 450'000 Personen durch verschiedene online Kampagnen und Podcasts sensibilisiert.

Vierte Aktionswoche (2019): kantonale Veranstaltungen zum Thema Menschenhandel

Die vierten «Aktionwochen gegen Menschenhandel» fanden vom 10.-31. Oktober 2019 statt. Dabei wurden 19 Veranstaltungen in 8 Kantonen organisiert. Zum ersten Mal waren Schüler und Studierende, sowie ausländische Vertretungen in der Schweiz als Hauptzielgruppe festgelegt worden.

Konferenz (2018): Digitale Technologie und Menschenhandel

Anlässlich des 18. Oktober 2018 organisierte IOM Schweiz in Zusammenarbeit mit dem EDA in Genf eine Konferenz zum Thema "Digitale Technologie: eine beispiellose Gelegenheit zur Prävention des Menschenhandels" (Digital technology: an unprecedented opportunity for the prevention of trafficking). Es wurden technische Instrumente vorgestellt, die speziell entwickelt wurden, um das Bewusstsein zu schärfen, Verdachtsmomente zu melden und die Datenerfassung, -nutzung und -weitergabe zu verbessern.

Dritte Aktionswoche (2017): 

Vom 17. Oktober bis zum 3. November 2017 koordinierte IOM Schweiz zum dritten Mal die Aktionswochen gegen Menschenhandel. In der ganzen Schweiz fanden 21 Veranstaltungen statt, um auf diese gravierende Verletzung der Menschenrechte hinzuweisen. Sie boten der Bevölkerung die Möglichkeit, sich zu informieren und das Phänomen Menschenhandel besser zu verstehen. Insgesamt wurden mehr als 1700 Personen direkt erreicht. Zusätzlich haben mehr als 30 Medien über die Aktionswochen und das Thema berichtet. Während der Aktionswochen wurde auch der Informationsbus zum Thema Menschenhandel eingeweiht.

Filmvorführungen (2016 und 2014): Wonderland

Jeweils am 18. Oktober der Jahre 2016 und 2014 hat IOM Schweiz Filmvorführungen organisiert, in denen verschiedene Aspekte des Menschenhandels beleuchtet und anschliessend in Podiumsdiskussionen von nationalen und internationalen Experten aufgegriffen wurden. Ebenfalls im Rahmen des 18. Oktobers 2016 wurde die Postkarte «Wonderland» entworfen. Die 19'000 gedruckten Exemplare wurden in den grösseren Schweizer Städten (Genf, Lausanne, Bern, Basel und Zürich) verteilt.

Zweite Aktionswoche (2015):

IOM Schweiz organisierte zwischen dem 14. und 21. Oktober 2015 die zweite Schweizer Aktionswoche gegen Menschenhandel. Unter der Federführung von 18 engagierten Akteuren der kommunalen, kantonalen und nationalen Ebene wurden unter anderem Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Konferenzen, Theateraufführungen und Plakatkampagnen durchgeführt, um auf die schweren Verletzung der Menschenrechte durch Menschenhandel hinzuweisen. Insgesamt wurden 12 Veranstaltungen in 7 Kantonen organisiert.

Erste Aktionswoche (2013)

Die erste Schweizer Aktionswoche gegen Menschenhandel fand 2013 statt (18. – 25. Oktober 2013). Die Initiative erhielt viele positive Rückmeldungen und konnte ein grosses mediales Echo in der ganzen Schweiz erzeugen.

Konferenz (2012): Bekämpfung von Menschenhandel in der Schweiz

IOM und ihre Partnerorganisationen haben im Zuge des 18. Oktober 2012 eine nationale Konferenz organisiert unter dem Titel: «Was wird in der Schweiz unternommen um den Menschenhandel zu bekämpfen?». Der Höhepunkt des Tages war dabei die Präsentation des ersten Nationalen Aktionsplans gegen den Menschenhandel (2012-2014) durch Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga.


Weitere Aktivitäten zum Thema Menschenhandel

Podcast-Reihe: Männlich und ausgebeutet? - Eine wenig bekannte Realität

Die fünfteilige Podcast-Serie, die am 15. Oktober 2020 lanciert wurde, geht der Frage nach, wie männliche Betroffene besser identifiziert und unterstützt werden können. Die Journalistin Priscilla Imboden spricht in den Podcasts mit nationalen und internationalen Gästen und beleuchtet Aspekte aus Wissenschaft, Strafverfolgung und Opferhilfe.

In der ersten Folge spricht Priscilla Imboden mit der Berner Staatsanwältin Annatina Schultz über die Gründe, warum es schwierig ist, Fälle, wo Männer Opfer von Menschenhandel wurden, aufzudecken und die Täter zu überführen. In der zweiten Folge erzählt die norwegische Soziologin Anette Brunovskis über die Ausbeutungssituation entlang der Migrationsrouten und weshalb in der Opferhilfe Männer manchmal vernachlässigt werden. In der dritten Folge erzählen Theresa Pribasnig vom österreichischen Sozialministerium und Manfred Buchner, Leiter Opferschutz MEN VIA, wie das Unterstützungsangebot für männliche Opfer institutionalisiert wurde und welche Bedeutung diese Stelle in der österreichischen Strategie gegen Menschenhandel hat. Die vierte Folge dreht sich um die nichtstaatliche Organisation Comensha in den Niederlanden, die als Scharnier zwischen den verschiedenen Akteuren im Kampf gegen den Menschenhandel fungiert. In der fünften und letzten Episode spricht Priscilla Imboden mit Marco Carvalho, Koordinator des Zentrums für die Aufnahme und den Schutz von Opfern des Menschenhandels männlichen Geschlechts (CAP) der portugiesischen NGO Saude em Portugues.

Die Podcast-Reihe wurde mit dem Ziel initiiert, den internationalen Austausch zu fördern und innovative Ansätze zur Bekämpfung des Menschenhandels zu entwickeln. Sie wurde vom Büro der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Bern in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) produziert.

Die Podcast-Reihe wurde ins Leben gerufen, da die internationalen Runden Tische, die im nächsten Abschnitt näher erläutert werden, aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht wie geplant stattfinden konnten.

2009-2020: Organisation Runder Tische für den Austausch zwischen internationalen und Schweizer Experten

Dieses Projekt wurde durch die Abteilung Menschliche Sicherheit (AMS) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) finanziert und hatte zum Ziel, die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Bekämpfung von Menschenhandel zu fördern. Mit der Organisation von international besetzten Runden Tischen wurde im Rahmen dieses Projektes eine Diskussionsplattform geboten, die den Austausch von Erfahrungen und bewährten Praktiken zwischen Expertinnen und Experten aus der Schweiz und aus dem Ausland erleichtern sollte. Dabei war jeder Runde Tisch einem spezifischen Thema gewidmet, welches auf internationaler Ebene diskutiert wurde und auch für die Schweiz eine besondere Relevanz hat.

Zwischen 2009 und 2020 hat IOM Schweiz mehrere international besetzte Runde Tische organisiert:

  • Runder Tisch zum Thema Menschenhandel von Ungarn in die Schweiz (Juni 2009)
  • Schnittstelle Kinderbettelei – Kinderhandel : Beispiel Rumänien - Schweiz unter Einbezug der österreichischen Best Practices
  • Runder Tisch zum Thema Menschenhandel von Nigeria in die Schweiz (Juni 2011)
  • Die Überstellung der von Menschenhandel betroffenen Drittstaatsangehörigen gemäss der Dublin-Verordnung (Februar 2014)
  • Menschenhandel zwecks Ausbeutung der Arbeitskraft im Gastronomiegewerbe (September 2014)
  • Internationaler Runder Tisch: Arbeitsausbeutung von MigrantInnen und Menschenhandel (April 2016)
  • Internationaler Runder Tisch anlässlich des Europäischen Tages gegen Menschenhandel (18. Oktober 2016) mit ExpertInnen aus Bulgarien, Rumänien und der Schweiz
  • Wie kann die Luftfahrt zur Bekämpfung des Menschenhandels beitragen? (Juni 2018)
  • Bekämpfung von Menschenhandel und Ausbeutung im Hotelgewerbe (Juni 2019)

Die Organisation dieser Runden Tische ermöglichte Partnerschaften auf nationaler und internationaler Ebene und förderte die Umsetzung bewährter Praktiken und Standards sowie den grenzüberschreitenden Austausch von Erfahrungen mit Bezug zur Schweiz.

2017-2019: Informationsbus zum Thema Menschenhandel

Zwischen 2017 und 2019 konnten dank des Informationsbusses mehr als 11'000 Personen zum Thema Menschenhandel informiert werden.

Die mobile Ausstellung  zeigte Informationen zum Thema Menschenhandel in der Schweiz und global. Anhand von konkreten Geschichten und Videos konnten Besucherinnen und Besucher erfahren, was Menschenhandel ist, wie man Betroffene erkennen und an wen man sich im Verdachtsfall melden kann.

Der Informationsbus zum Thema Menschenhandel wurde am 18. Oktober 2017 in Bern eingeweiht. Zwischen Oktober 2017 und November 2019 durchquerte er die ganze Schweiz. 44 Stops wurden in 16 verschiedenen Kantonen der Schweiz organisiert.
Die Stopps fanden entweder an öffentlichen Plätzen oder an Schulen und Universitäten statt. Dabei halfen lokale Partner mit der Organisation.

Mit dem Design der rosa Brille hat der Bus einerseits auf die falschen Versprechen hingeweisen, mit welchen die Opfer in die Ausbeutungssituation gelockt werden, bis sie realisieren, dass das die Realität ganz und gar nicht rosa ist. Gleichzeitig richtete sich der Slogan „Lass dich nicht blenden“ auch an die Schweizer Bevölkerung: Die Schweiz ist ebenfalls Ziel- und Transitland für Menschenhandel und auch hier finden schwere Menschenrechtsverletzungen statt.

Passanten waren eingeladen, den Bus zu besuchen und im Inneren mehr über die verschiedenen Formen von Menschenhandel zu erfahren, sowie Organisationen kennenzulernen, die im Verdachtsfall kontaktiert werden sollten.

Das Projekt wurde von IOM Schweiz und der FAS durchgeführt, mit der Unterstützung und Finanzierung von nationalen, kantonalen und zivilgesellschaftlichen Partnern (siehe unten).
Weitere Informationen zum Bus und den verschiedenen von IOM Schweiz koordinierten Aktivitäten zur Prävention finden sich auf: www.18oktober.ch.

Gemeinsam können wir gegen dieses Verbrechen kämpfen und den Betroffenen helfen. Ein Mensch ist keine Ware, die verkauft werden kann – Schau hin und lass dich nicht blenden.

Bilaterale Kooperationsprojekte mit den Herkunftsländern

Bulgarien

IOM Schweiz nahm als Experte an einem Kooperationsprojekt zwischen der Schweiz und Bulgarien teil. Das 3-jährige Projekt wurde von der Schweizer NGO FIZ und der bulgarischen NGO ANIMUS koordiniert. Daraus entstand ein bilateraler schweizerisch-bulgarischer Praxisleitfaden zur Identifizierung, zum Schutz und zur Überweisung von Opfern des Menschenhandels (Kurze Version und die vollständige Version des Berichts).

Ungarn

Im Jahr 2017 beteiligte sich IOM Schweiz an einem Kooperationsprojekt zwischen der Schweiz und Ungarn. Ziel war es, die Zusammenarbeit zu in den folgenden beiden Bereichen zu stäken:

  • Die Identifizierung und Überweisung von Opfern an Institutionen, die für ihren Schutz und ihre Hilfe verantwortlich sind, sowie
  • Rückkehr und Wiedereingliederung durch die Entwicklung standardisierter Verfahren.

Am Ende des Projekts und im Anschluss an den interdisziplinären Austausch zwischen schweizerischen und ungarischen Partnern wurden auf der RAVOT-Website Informationen über den Kontext der Bekämpfung des Menschenhandels in der Schweiz hinzugefügt.